März 2022
Herrchen krank. Verein hilft!
Im Eiltempo Kurzzeitpflege für Ravi gefunden.
Hier erzählt Ravi davon, wie der Verein Deutsche Blindenführhunde e.V. ihm in Windeseile eine Unterkunft auf Zeit vermittelte und was seine Pflegefamilie von ihm lernen konnte.
Moin. Ich bin Ravi, 4 Jahre alt, ein hellbrauner Labrador, lebe auf Rügen und bin mit Leib und Seele Blindenführhund. Neulich hat sich mein Herrchen Jürgen leider den Fuß verletzt. Mist, danach war nix mehr mit Ausgehen. Aber zum Glück ist mein Jürgen Mitglied im Verein Deutsche Blindenführhunde e.V. Und der Andreas vom Verein – ich glaube er ist da der Chef – der hat ganz schnell geholfen und mir einen Urlaubsplatz vermittelt!
Schwuppdiwupp ist Jürgens Schwester mit mir ins Auto gehüpft und losgedüst. Irgendwo im Nirgendwo trafen wir dann Angie. Angie kommt aus Hamburg und gehört auch zum Verein. Sie hatte angeboten, dass ich bei ihr und ihrem Mann wohnen und mit ihnen spazieren gehen kann, während Jürgen seinen schlimmen Fuß schont. Ich mag Menschen eh sehr gerne und Angie roch auch irgendwie nach Leckerchen und so fiel der Abschied nicht ganz so schwer; auch wenn ich Jürgen schon sehr vermisst habe.
Da ich Autobahnfahren ziemlich langweilig finde, habe ich ein schönes Nickerchen auf der Rückbank gemacht, immer den Duft meiner Futterbox in der Nase. So kam ich nach süßen Träumen von gewaltigen Futterbergen, hinter denen sich Katzen verstecken und gejagt werden wollen, am Abend in Hamburg an.
Ich sage es euch, es gibt da sooooo viel zu Schnüffeln und zu gucken, die reinste Freude. Manchmal merke ich gar nicht, dass Angie mich ruft. Naja, sie sieht ja dann auch, dass ich beschäftigt bin. Derzeit arbeite ich an ihr, damit sie besser versteht, wann ich mit Schnüffeln fertig bin, und sie weitergehen kann. Das kriegen wir schon noch hin. Ihr Mann Markus scheint da etwas schwerer von Begriff zu sein, oder liegt es daran, dass er meistens die Frühschicht um 6:30 Uhr macht und mental noch gar nicht anwesend ist, wenn es bei mir pressiert? Ich bin nämlich Frühaufsteher, denn nur der frühe Hund kriegt das größte Leckerli! Ich hatte bei Angie übrigens auch schon weitere gute Erziehungserfolge: Mittlerweile hat sie verstanden, dass es viel lustiger ist, ein großes Leckerli zu suchen als so einem dummen Stock hinterherzurennen. Immerhin, nachdem wir festgestellt haben, dass ich weder Angie noch Markus aus den Augen lasse, kann ich nun gelegentlich auf einer riesigen Wiese rumtollen und treffe da immer wieder neue Freunde, mit denen ich um die Wette rennen und spielen kann.
Abends, wenn ich dann endlich mein Futter bekommen habe – gar nicht so übel, auch wenn da eine Menge seltsamer Sachen drin sind, die man wie ich höre „Gemüse“ nennt – kommt Angie zu mir auf den Fußboden. Ich würde auch zu ihr auf’s Sofa kommen, aber das wäre ja zu einfach. Da gibt es dann reichlich Streicheleinheiten. Das gefällt mir gut, denn eigentlich bin ich ja ein Kuscheltier.
Wenn dann Feierabend ist, lege ich mich schon mal ganz flott auf meinen Schlafplatz, sonst wüsste Angie ja nicht, wo sie das Gute-Nacht-Leckerli hinbringen soll. Gemütlich ein wenig kauen, mal dran denken, wie es Jürgen wohl geht und wann ich endlich wieder zum Arbeiten zu ihm darf.